Der Gemeinderat der Stadtgemeinde Scheibbs hat in seiner Sitzung am 10. Dezember des Vorjahres, auf Vorschlag der Kulturjury bestehend aus Wolfgang Ellmauer (Juryvorsitz), Christine Kladnik, Frieda Rabl, Johannes Eckel, Alexander Löwenstein und Eva Hottenroth, den Beschluss gefasst, den Kulturpreis der Stadt Scheibbs für das Jahr 2024 an Erwin Huber zu verleihen.
Die offizielle Übergabe fand am Montag, den 10. März im kleinen Rahmen im Scheibbser Rathaus statt.
Die Laudatio auf den neuen Kulturpreisträger hielt Stadtarchivar Johann Schagerl. Dieser verwies darin auf die wachsende Bedeutung der Werke von Erwin Huber für seine Archivarbeit und die Geschichte von Scheibbs. Des Weiteren klärte er auch auf, was für Erwin Huber der Anlass war, sich so intensiv mit seiner Heimat auseinander zu setzen:
Erwin Huber engagierte sich in Scheibbs schon früh für den Pfarrkirchenrat, wo man zu dieser Zeit Pläne hegte - hiesige religiöse Wegzeichen zu erfassen und zu beschreiben. Mit Kapellen, Marterl und Bildstöcke der Pfarre Scheibbs setzte er diese im Jahr 2002 in die Tat um. Der Marterlführer fand eine Gute Aufnahme und eine große Verbreitung in der Bevölkerung.
Zwei Jahre später fährt er mit dem Fahrrad von seinem Zuhause in Heuberg in Richtung Stadt und sieht bei einem leerstehenden Haus den Abrissbagger. Es schießt ihm durch den Kopf - noch schnell fotografieren sonst ist ein Teil des alten Heuberg für immer verschwunden. Er dreht um, holt seinen Fotoapparat und kann gerade noch rechtzeitig das Haus bildlich festhalten. Dieses Ereignis im März 2002 war Auslöser zum Bändchen Scheibbs - Heuberg Damals und Heute. Noch ohne Seitenangabe, die Fotos noch mit herkömmlichem Apparat fotografiert. Der Band war bald vergriffen und spornte den Autor offenbar an.
Es folgten zahlreiche "Häuserbücher" und weitere Werke. Dies alles bedeutet über 20 Jahre intensive Befassung mit der Orts- und Regionalgeschichte und viel Idealismus und Begeisterung um in Summe 3110 Buchseiten mit Wort und Bild zu erfüllen und Sage und Schreibe über 1000 Häuser (1316 Hausnummern) aufzusuchen und deren Bewohner zu befragen.
Erwin Huber kümmerte sich auch selbst um die Drucklegung, den Vertrieb und die Finanzierung seiner Bücher.
Seine Bücher sind wertvolle Quellen für Historiker, Genealogen und Bildungsinstitutionen, die sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Sie fördern das Bewusstsein für das lokale Erbe, stärken die Gemeinschaft und heben gemeinsame Wurzeln hervor.
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Bürgermeister David Pöcksteiner überreichte den Kulturpreis an Erwin Huber
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Laudator Stadtarchivar Johann Schagerl
Die Begründung der Kulturjury im Wortlaut:
Die Kulturjury der Stadtgemeinde Scheibbs verleiht den Kulturpreis 2024 an Erwin Huber.
Erwin Huber ist zweifellos einer der bedeutendsten Chronisten der Stadt. Mit einem beeindruckenden Gesamtwerk von mittlerweile über zehn Büchern dokumentiert er seit über zwei Jahrzehnten das Leben in unserer Heimatstadt. Seine Bücher sind nicht nur eine Fundgrube für alle, die mehr über Scheibbs und seine Entwicklung erfahren möchten, sie tragen auch wesentlich zur Bewahrung und Vermittlung regionaler Geschichte bei.
Bereits im Jahr 2002 veröffentlichte Huber die Häuserchronik „Scheibbs – Heuberg/Damals und heute“. Es sollten zahlreiche weitere Chroniken folgen, unter anderem über Neustift, Brandstatt, Ginning und Scheibbsbach. Erwin Huber haucht seinen reich bebilderten, in Kooperation mit „Biachlmocha“ Franz Fallmann produzierten Bücher zusätzlich Leben ein, indem er die Häuser gemeinsam mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern beschreibt. Die Scheibbser Geschichte wird solcherart informativ und unterhaltsam dokumentiert; getragen vom Impetus einer tiefen Verbundenheit des Autos mit der Region. Darüber hinaus können Hubers Bücher nicht nur als historische Nachschlagewerke verstanden werden, sie bedeuten zudem kulturelles Erbe für künftige Generationen.
Erwin Huber erweist sich durch sein umfangreiches Schaffen als unermüdlicher Autor und Heimatforscher. Seine Bücher stehen in den Regalen zahlreicher Scheibbser Haushalte und geben uns Einblick in die Lebens- und Sichtweisen der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner. Damit stellen sie eine Art sozialen Klebstoff dar. Ein Umstand, der unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Vereinzelung unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt. Von Stefan Zweig stammt der Satz: „Wer seine Wurzeln nicht kennt, kennt keinen Halt.“ In diesem Sinne liefert Erwin Hubers Werk einen wertvollen Brückenschlag zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem.
Für die Kulturjury
Wolfgang Ellmauer
Scheibbs, im Dezember 2024